Dabei nimmt Johann Schlederer, Chef der oberösterreichischen VLV Schweinebörse eine zentrale Vermittlerrolle ein: „Schon vor sieben Jahren habe ich die NGOs, die den Einsatz von Gen-Soja bei der Schweinemast anprangern, wissen lassen, dass ich meine Energien dafür verwende, den Anbau von gentechnikfreiem Soja in Europa zu unterstützen.“ Mit der Gründung der Vereinigung Donausoja, als deren Vizepräsident Schlederer fungiert, wurde die Voraussetzung für dieses Projekt geschaffen. Donausoja wird zu 100% aus GMO-freiem Saatgut erzeugt. Auch die Produktion dieses Saatgutes konnte mittlerweile nach Europa „verpflanzt“ werden.
Während Donausoja mittlerweile erfolgreich in der Eierproduktion als Futter für Legehennen eingesetzt wird, stellt der Preisunterschied zwischen importiertem Gen-Soja und europäischem Genfrei-Soja eine wesentliche Barriere für die Verwendung von Donau Soja in der heimischen Schweinemast dar. Schlederers Überlegung: Nur in der Verbindung mit „Tierwohl“-Fleisch kann Fleisch aus gentechnikfreier Fütterung den preis- und öko-bewußten Verbrauchern schmackhaft gemacht werden. So entstand das VLV-Projekt „Gustino Stroh“, über das die Fleischerzeitung schon mehrfach berichtete. Qualitätsbestimmend für Gustino Stroh ist neben den Auflagen zur Tierhaltung der Einsatz von Donau Soja als gentechnikfreies Futter.
Im Jahr 2017 haben laut Schlederer rund 30 Bauern der oberösterreichischen VLV diese neue Schweinefleisch-Qualität produziert und dabei rund 1.000 Tonnen Donau Soja verfüttert. Insgesamt wurden 1.500 Tonnen Donau Soja an österreichische Schweinemäster geliefert. Für heuer rechnet der oberösterreichische Schweinepapst mit einer Steigerung der Produktionsmenge um ca. 30%. „Unsere Bauern, die da mitmachen sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, betont er. Eine Verbesserung trat auch beim Preis ein. Wie die Organisation „Land schafft Leben“ in ihrer Dokumentation zum Thema „ökonomische Aspekte der Schweinefleischproduktion“ mitteilt, kostet eine Tonne gentechnikfreies Soja derzeit 450 Euro, gentechnisch verändertes Soja ist um 350 Euro zu haben.
Handelsketten machen Druck
Die Hauptursache dieses Aufwärtstrends aber kommt vom Markt: Österreichs Handelsketten machen Druck bei der Vermarktung des Schweinefleisches aus gentechnikfreier Fütterung mit Donau Soja. Nachdem Hofer und dessen Fleischpartner Hütthaler Anfang 2017 mit der Marke FAIRhof abseits von Gustino Stroh ein starkes Startsignal für Donau Soja-Schweinefleisch gesetzt hatte, zogen die Tann Fleischwerke der Spar in Zusammenarbeit mit Schlederers Gustino Stroh und dem Schlachtbetrieb Großfurtner nach. Auch in der heimischen Geflügelmast ist gentechnikfreies Soja stark im Kommen, allerdings wird dabei nicht Donau Soja verfüttert.
Heuer setzt die Tann unter ihrem Chef Hubert Stritzinger den Ausbau des Donau Soja-Programms mit Nachdruck fort. Als weitere Handelsgruppe hat sich Lidl im Jänner dieses Jahres parallel mit der Teilnahme am Tierwohl-Modul des AMA Gütesiegels auch der Gentechnikfrei-Initiative von Gustino Stroh angeschlossen. Und im Februar stieß auch die Transgourmet-Gruppe, Tochter der Schweizer Coop und Schwesterunternehmen der Bell AG, als weiterer Partner hinzu: das „Voralpen-Strohschwein“ wird mit Donau Soja gefüttert.
LEH-Marktführer Rewe ist sichtlich bemüht, den Anschluss nicht zu verpassen. „Im konventionellem Bereich prüft die AMA derzeit gentechnikfreies Futtermittel für die Rewe International AG“, heißt es im Statement für die Fleischerzeitung. Wie berichtet, läuft ja bei den Vertriebslinien Billa und Merkur zurzeit die flächendeckende Einführung der AMA Gütesiegel-Qualität bei Schweine- und Rindfleisch unter der Eigenmarke Hofstädter.
Diese Ansage der Rewe deckt sich mit der aktuellen Position der AMA zur gentechnikfreien Schweinemast. Geschäftsführer Michael Blass erklärte im Kurier-Interview, er wolle nicht ausschließen, dass das AMA Gütesiegel eines Tages auch für gentechnikfreie Futtermittel stehe: „Das Siegel schließt eine Weiterentwicklung nicht aus“. Es gehe um eine gemeinsame Strategie für die Bauern. Und wenn die Konsumenten kontrolliert gentechnikfreies Fleisch fordern, müssten sie auch bereit sein, die damit verbundenen Kosten über den Preis der Produkte zu bezahlen.